Während die ARD die „Winnetou“-Filme mittlerweile aus dem Programm genommen hat, setzt das ZDF die Tradition fort. Die Sendetermine zu Ostern 2025 im Überblick:
Die Debatte um Karl Mays Winnetou-Geschichten und deren Verfilmungen entbrannte 2022 neu. Der Ravensburger Verlag nahm zwei Kinderbücher zum Film „Der junge Häuptling Winnetou“ nach Kritik aus dem Programm.
Die Kritik an den Winnetou-Geschichten richtet sich vor allem gegen die stereotype Darstellung indigener Völker Nordamerikas und die Verwendung des Begriffs „Indianer“. Es wurden außerdem Vorwürfe der kulturellen Aneignung und des Rassismus laut.
Carmen Kwasny von der Native American Association of Germany (NAAoG) kritisiert diese Verallgemeinerung: „Allein in den USA gibt es 574 anerkannte indigene Communities, die den Status souveräner Nationen haben.“ Diese unterschiedlichen Völker hätten verschiedene Sprachen, Kulturen und Traditionen, die durch Sammelbegriffe wie „Indianer“ vereinheitlicht würden.
Die Debatte verläuft jedoch nicht einseitig. Der Sprachexperte Gábor Paál vom SWR argumentiert, dass der Begriff „Indianer“ nach vorherrschender Auffassung nicht als diskriminierend oder rassistisch gilt.
Kulturelle Aneignung – ein Anlass zur Kritik?
Aufgrund der Komplexität kann kulturelle Aneignung nicht grundsätzlich als negativ oder positiv beschrieben werden. Sie ist ebenso wenig automatisch ein Zeichen der als Ausbeutung noch eine Bereicherung. Historische, politische und soziale Elemente sowie Perspektiven spielen stets eine entscheidende Rolle. In Diskussionen sollten stets größere Zusammenhänge berücksichtigt werden.
Quelle: GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
„Es gibt auch politische Organisationen indigener Bevölkerungsgruppen und soziale Bewegungen, die das Wort ‚indian‘ im Namen führen“, sagt Paál. Entscheidend sei, wie die indigenen Bevölkerungsgruppen selbst den Begriff empfinden.
Karl-May-Experte Andreas Brenne greift die Komplexität der Werke auf: „Es reicht nicht aus, diese Texte auf kolonialistische und rassistische Inhalte zu reduzieren. Das sind sie zu Teilen sicherlich, aber man findet auch das Gegenteil“, meint er im Gespräch mit der Osnabrücker Zeitung. Karl-May arbeite durchaus mit Klischees, zu einem Rassisten mache ihn das aber nicht.
„Winnetou“ an Ostern 2025 im TV-Programm: Zwischen Tradition und kritischer Reflexion
Die Entscheidung des ZDF, die Winnetou-Filme weiterhin zu zeigen, steht exemplarisch für den gesellschaftlichen Balanceakt zwischen Traditionspflege und zeitgemäßer kultureller Sensibilität. Während Kritiker wie Kwasny eine differenziertere Darstellung indigener Völker fordern, sehen Befürworter in den Filmen ein Stück deutscher Kultur, das im historischen Kontext betrachtet werden müsse.
Für viele Zuschauer bleiben die Abenteuer von Winnetou und Old Shatterhand ein nostalgischer Teil ihrer Kindheit, während gleichzeitig das Bewusstsein wächst, dass fiktionale Darstellungen indigener Völker kritisch reflektiert werden sollten.
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf die vollständige Abdeckung aller Sichtweisen und Emotionen zu den Themen kultureller Aneignung, Rassismus und Verwendung vermeintlich behafteter Begriffe. Er basiert auf Einschätzungen von Experten und Betroffenen und muss weder die Meinung der Redaktion noch der Autorin widerspiegeln.