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AfD erwähnen verboten? ZDF bezieht Stellung zu schweren Vorwürfen

Jens-Christian Wagner, der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, vor dem Eingang eines KZs.
Jens-Christian Wagner, der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, teilt gegen das ZDF aus. © Ari/Imago

Ein Interview macht Schlagzeilen. Der Direktor einer Gedenkstätte wirft dem ZDF vor, AfD-Kritik unterdrückt zu haben – nun wehrt sich der Sender.

Berlin – Das ZDF steht nach schweren Vorwürfen in der Kritik. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, berichtet, eine ZDF-Journalistin habe ihn im Interview um etwas Ungewöhnliches gebeten. Er solle keine Parallelen zwischen dem Nationalsozialismus und der AfD ziehen. Das will der öffentlich-rechtliche Sender so nicht stehen lassen.

AfD erwähnen verboten? ZDF bezieht Stellung zu schweren Vorwürfen

Das ZDF tritt dem Vorwurf, die AfD im Kontext eines Interviews zum Nationalsozialismus bewusst außen vor gelassen zu haben, entschieden entgegen. In einer Stellungnahme betont der Sender, die Interviewerin habe lediglich darum gebeten, den AfD-Vergleich wegzulassen.

Der Grund: Der knapp zweiminütige „heute“-Beitrag sollte sich ausschließlich auf die historische Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen konzentrieren. Eine parteipolitische Auseinandersetzung mit der AfD sei nicht Thema gewesen, berichtet T-Online unter Verweis auf die ZDF-Stellungnahme.

Maulkorb für Experten nach AfD-Verweis? ZDF widersprecht Wagner

Doch der Reihe nach. Wagner zufolge sei er proaktiv darum gebeten worden, die AfD in einer Antwort außen vor zu lassen. In dem ZDF-Interview sei es unter anderem um die Frage gegangen, „wie Deutsche die Konzentrationslager und ihre Insassen wahrgenommen haben“, sagte er gegenüber T-Online.

„Deswegen ging es um Kriminalisierungsdiskurse gegenüber den Ausgegrenzten, gegenüber den KZ-Häftlingen, die in der Propaganda der Nationalsozialisten als gefährliche Feinde und Verbrecher markiert wurden.“ Dabei habe er dann „einen Aktualitätsbezug hergestellt: Solche Kriminalisierung erlebt man unter anderen Vorzeichen auch heute.“ Eine klare Anspielung an den seit jeher migrationsfeindlichen Kurs der AfD.

Gedenkstätten-Leiter macht ZDF-Journalistin schwere Vorwürfe: „nie zuvor erlebt“

Ein Seitenhieb mit Folgen: Denn die ZDF-Journalistin habe ihm daraufhin gesagt, Wagner, „solle das gern noch einmal sagen, aber ohne die AfD zu erwähnen“, verriet der Historiker. So etwas habe er „nie zuvor erlebt“.

Die Begründung habe den Gedenkstätten-Leiter besonders irritiert. Die Journalistin habe sich erstens auf die Angst vor rechtsextremen und antisemitischen Hasskommentaren in sozialen Medien gegen sie selbst und den Sender berufen. Diese Befürchtung halte er zwar „für nachvollziehbar, die Schlussfolgerung aber für falsch“. Sein Kredo: „Wir sollten uns nicht einschüchtern lassen.“

Außerdem sei die Journalistin zweitens davon ausgegangen, „dass die Redaktion die Stellungnahme mit AfD-Bezug nicht senden werde“. Das ZDF bestreitet das in seiner Gegendarstellung allerdings vehement. Darin heißt es: „Aus dem Transkript des Interviews, das dem ZDF vorliegt, geht hervor, dass die Autorin an keiner Stelle, wie von Herrn Wagner behauptet, gesagt hat, das ZDF oder die Redaktion würden einen Beitrag, in dem die AfD thematisiert wird, nicht senden.“

Experte warnt vor falschem Umgang mit der AfD in den Medien

Wagner bleibt dennoch bei seiner Kritik. Er spricht von „vorauseilendem Gehorsam“ und warnt vor einer „Schere im Kopf“ in den Redaktionen. Seiner Ansicht nach dürfe die AfD klar als rassistisch und geschichtsrevisionistisch benannt werden, auch in öffentlich-rechtlichen Medien.

Fakt ist: Beim aktuellen Streit zwischen dem ZDF und dem Historiker steht Aussage gegen Aussage. Darüber hinaus sorgt der Fall für hitzige Debatten über Pressefreiheit im Allgemeinen und den Umgang der Medien mit rechtspopulistischen Parteien.

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