„Mit dem T.o.d.e bedroht“: ARD deckt Sport-Skandal auf
Eine ARD-Dokumentation enthüllt jetzt erschreckende Details aus der Radsport-Szene. Ein ehemaliger Profi spricht über seine Erfahrungen.
Dortmund – Kurz vor dem Start der Tour de France erschüttert ein neuer Doping-Skandal den Radsport. Die ARD-Dokumentation „Geheimsache Doping: Im Windschatten“ soll Details ans Licht bringen, die zeigen: Das Doping-Problem im Profi-Radsport scheint längst noch nicht Geschichte zu sein.
„Mit dem T.o.d.e bedroht“: ARD deckt Sport-Skandal auf
Ein ehemaliger Radprofi, der in einem Spitzenteam fuhr, macht in der Dokumentation schwere Vorwürfe. Das geht aus einer Pressemitteilung der ARD hervor. Seine Aussage unter Eid: „Viele Leute im Radsport haben Angst zu reden. Ich kenne welche, die aussagen wollten, die wurden mit dem T.o.d.e bedroht, als die Doping-Drahtzieher davon erfahren haben, dass sie reden wollten.“
Der anonyme Zeuge widerspricht damit den offiziellen Beteuerungen der Radsport-Verantwortlichen. Diese beteuern seit Jahren, man habe aus der Vergangenheit gelernt (mehr ARD-News auf RUHR24).
ARD deckt Sport-Skandal auf: Doping-Komplize arbeitet bei Top-Team
Besonders brisant: Ein ehemaliger Komplize des verurteilten Doping-Arztes Mark S. aus dem Erfurter Blutdoping-Netzwerk arbeitet laut der Doku seit Jahren unbehelligt beim Spitzenteam Ineos Grenadiers. Die ARD-Recherche deckte dies durch beschlagnahmte Chat-Nachrichten aus der „Operation Aderlass“ auf.
Die zuständigen Strafverfolgungsbehörden ermittelten nicht gegen den Mann – die Verdachtsmomente waren bereits verjährt. Nach ARD-Informationen kamen in der „Operation Aderlass“ bis zu 14 Personen ungeschoren davon, gegen die schwerwiegende Verdachtsmomente vorliegen – die meisten aus dem Radsport. Der Doping-Arzt Mark S. wurde zu fast fünf Jahren Haft verurteilt und verlor seine Approbation auf Lebenszeit. Seine Helfer erhielten teils hohe Bewährungsstrafen.
ARD deckt Sport-Skandal auf: Tour de France ohne Doping sei ein Witz
Weder der beschuldigte Mitarbeiter noch die Teamleitung der Ineos Grenadiers reagierten auf ARD-Anfragen. Das Team teilte lediglich mit: „Wir wollen zum jetzigen Zeitpunkt keinen Kommentar abgeben.“
Der anonyme Ex-Profi äußert sich auch zur aktuellen Situation bei der wichtigsten Radrundfahrt der Welt: „Zu glauben, dass seit 2015 bei der Tour de France nichts Illegales mehr genommen wurde – das ist ein Witz. Ich war ja selbst nah dran und habe mitbekommen, dass weiter gedopt wurde.“ Tatsächlich stammt die letzte positive Dopingkontrolle während der Tour de France aus dem Jahr 2015.
ARD deckt Sport-Skandal auf: Blutdoping-Equipment ist nach wie vor verfügbar
Die ARD-Recherche deckte außerdem auf, wie einfach es immer noch sein soll, an Blutdoping-Equipment zu kommen. Ein Medizintechnik-Unternehmen aus Ljubljana bot getarnten Journalisten ein Bluttransfusionsgerät im Wert von bis zu 50.000 Euro zum Kauf an – obwohl solche Geräte nur an medizinische Einrichtungen verkauft werden dürfen.
Die ARD-Dokumentation „Geheimsache Doping: Im Windschatten“ ist ab dem Samstag (21. Juni) in der ARD-Mediathek verfügbar und läuft am Sonntag (22. Juni) um 19.15 Uhr im Ersten. Ein Krimi flog hingegen kürzlich aus dem ARD-Programm.