“Mordlichter – Tod auf den Färöer Inseln”: Wale, Mord und Geheimnisse
Der ARD-Krimi “Mordlichter – Tod auf den Färöer Inseln” entführt in eine Welt aus Walfang, Mord und familiären Geheimnissen. Mit Odine Johne als Journalistin Johanna, die auf ihrer Heimatinsel auf tödliche Geheimnisse stößt.
Kaum ist Johanna (Odine Johne) in ihrer alten Heimat angekommen, gerät sie in eine Gruppe von Aktivisten, die gegen die Tötung von Grindwalen demonstrieren, die weltweit nur noch auf den Färöern erlaubt ist – wenn auch nur mit Genehmigung und für den Eigenbedarf. Auch Johannas Vater, der einst auf ungeklärte Weise auf hoher See ums Leben kam, war Waljäger. Als einige seiner alten Freunde nun die Demonstrierenden aggressiv angehen, ist sowohl Johanna als auch den Zuschauern klar: Auf der Insel herrscht in jeglicher Hinsicht ein rauer Wind.
Traditionalisten gegen Aktivisten
Und wie: Nur wenig später stößt Johanna am Fuß einer Klippe auf die Leiche des Aktivisten Pierre. In seinem Rücken steckt eine “Lanze”, wie man sie zum Töten von Walen verwendet. Die Ermittlungen übernimmt der Polizist Bjørn (Jan Krauter), Johannas Sandkastenfreund.
Durch die Aktivistengruppe rund um den Skipper Harms (Henning Baum) erfährt Johanna, dass die Waljäger die Tiere verbotenerweise mit Peilsendern taggen statt sie wie bisher zu “spotten”. Hat Pierre das herausgefunden und musste deswegen sterben? Je länger Johanna nachforscht, desto mehr erkennt sie, dass die Inselbewohner jede Menge Geheimnisse vertuschen, auch über ihre eigene Familie. Ihre Ermittlungen führen sie bald nicht nur zu einer schockierenden Entdeckung, sondern bringen sie schließlich sogar in Lebensgefahr.
“Als ihr klar wird, dass sie ihr Leben lang belogen wurde, will sie unbedingt Antworten finden und die Wahrheit endlich ans Licht bringen. Das kann ich nachempfinden”, erklärt Hauptdarstellerin Odine Johne, die sich mit ihrer zur Landschaft passenden spröden, ruhigen Ausstrahlung als perfekte Besetzung für die Rolle in diesem sehenswerten Krimi erweist.
“Haben wir das Recht, andere Nationen zu belehren?”
Sehenswert weniger aufgrund des Kriminalfalls als der Thematik, die immer wieder für Schlagzeilen sorgt. Regisseurin Ute Wieland erinnert sich im ARD-Interview an Videos von in die Enge getriebenen Walen am Strand, von Männern, die “mit langen Messern blutige Kerben in die zuckenden Walkörper schlugen, Kinder turnten fasziniert dazwischen herum, das Meer färbte sich rot, ein Blutbad”. Der Film soll aber keine Anklage sein. Wieland stellt sich – und den Zuschauern – die Frage: “Haben wir das Recht, andere Nationen zu belehren, während es im eigenen Land genug Schlachthäuser, Massentierhaltung und Doppelmoral gibt?”
“Mordlichter” regt aber nicht nur zum Nachdenken an. Die grandiosen langen Landschaftseinstellungen (Kamera: Eeva Fleig) machen bei aller Düsternis des Films dennoch neugierig auf diese Färöer Inseln. Ob auch Johanna dorthin zurückkehren wird? Der Krimi ist zwar nicht als Start einer Reihe angekündigt, vermutlich möchte man bei der ARD aber einfach erst einmal die Einschaltquoten abwarten.
Einer der wenigen Kritikpunkte muss bei allem Lob dennoch genannt werden: Dass Bjørn und Johanna als Kinder auf ihrer Färöer Insel “Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein” gespielt haben wollen, versetzt der Glaubwürdigkeit, die in Filmen, in denen deutsche Schauspieler Einheimische anderer Länder verkörpern, ohnehin schon leidet, einen weiteren und völlig unnötigen Stoß. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
“Mordlichter – Tod auf den Färöer Inseln” – Sa. 29.03. – ARD: 20.15 Uhr